Alles auf einen Blick

Schenkelbruch

Mit einem Bruch des Oberschenkelhalses haben Schenkelbrüche nichts zu tun. Diese dem Leistenbruch ähnliche Form des Eingeweidebruches betrifft in erster Linie Frauen, kommt dabei aber deutlich seltener vor als Leistenbrüche.

Einleitung

Der Schenkelbruch, auch "Schenkelhernie" genannt, tritt seltener als ein Leistenbruch auf und anatomisch bedingt sind meist nur Frauen betroffen. Sie macht 95 % der Hernien bei Frauen aus, selten kommt sie auch beim Mann vor. Die Bruchpforte liegt unterhalb des Leistenbandes neben den großen Becken-/ Beingefäßen. Schenkelbrüche sind schmerzhafter als Leistenbrüche und klemmen häufiger ein.

Was ist ein Schenkelbruch?

Da der Leistenkanal bei Frauen weit weniger offen ist als bei Männern, kommt es bei ihnen seltener zum Leistenbruch, sondern gehäuft zum Schenkelbruch. Die Bruchlücke liegt zwischen Leistenband und dem oberen Schambeinast im Bereich des Durchtritts der Beinarterie und Beckenvene. Der Bruchsack ist typischerweise unterhalb des Leistenbandes lokalisiert. Er ist oft schwer abgrenzbar und schwer verschieblich. Schenkelbrüche neigen sehr oft wegen der engen und weniger nachgiebigen Bruchpforte zur Einklemmung.

Wodurch entsteht ein Schenkelbruch?

Beim Schenkelbruch kommt es zum Durchtritt von Anteilen der Bauchorgane durch den so genannten Schenkelkanal. Dieser Kanal lässt die Blutgefässe aus dem Bauchraum ins Bein und ist deshalb nicht komplett verschlossen. Durch den Verlust der Bauchwandfestigkeit der bereits angeborenen Schwachstelle kann es im Laufe des Lebens zu einem Schenkelbruch kommen.

Die Entstehung eines Schenkelbruches wird zudem begünstigt durch:
  • angeborene Bindegewebsschwäche
  • häufiges und starkes Pressen beim Stuhlgang durch chronische Stuhlverstopfung
  • häufiges Husten bei chronischen Lungenerkrankungen, vor allem bei starken Rauchern
  • Übergewicht
  • Bauchwassersucht
  • vermehrtes Heben von schweren Lasten
  • Schwangerschaft
Welche Symptome zeigt ein Schenkelbruch?

Ähnlich wie beim Leistenbruch kommt es zu einer sichtbaren und tastbaren Vorwölbung im Bereich der Leiste. Jedoch liegt diese etwas tiefer als beim Leistenbruch, unterhalb des Leistenbandes im Bereich des Oberschenkelansatzes. Oft ist jedoch der genaue Unterschied zum Leistenbruch nicht festzustellen.
Die Schenkelhernie ist in der Regel deutlicher schmerzhafter als die Leistenhernie und klemmt häufig ein. Schenkelbrüche sind auch im Gegensatz zu Leistenbrüchen im Allgemeinen nicht reponibel, das heißt die Schwellung lässt sich auf Druck nicht in den Bauchraum zurückdrücken.
Da im Bereich des Oberschenkelansatzes im Rahmen von Entzündungen am Bein oder auch bei Tumorerkrankungen Lymphknotenschwellungen auftreten können, kommt es gelegentlich zu Fehlinterpretationen.

Wann sollte ein Schenkelbruch operiert werden?

Ein Schenkelbruch sollte immer operiert werden, da er sich wie alle Brüche von alleine nicht zurückbildet.
Da das Einklemmen von Fettgewebsanteilen oder sogar von Darmschlingen beim Schenkelbruch keine Seltenheit ist, sollte ein operativer Eingriff rasch nach Diagnosestellung erfolgen. Sollte es zuvor schon zu einer Einklemmung von Bauchorganen wie Darmschlingen kommen, kann sich aufgrund einer Minderdurchblutung des jeweils Bruchinhaltes schnell ein lebensbedrohlicher Zustand einstellen. Im schlimmsten Fall kann dies zur Minderdurchblutung eines Darmabschnittes führen, wodurch es zu einem Absterben des eingeklemmten Bruchanteils kommt. Die Folgen sind neben einem Darmverschluss und einer Darmlähmung eine häufig schwerwiegende und lebensbedrohliche Bauchfellentzündung.
Die eingeklemmte Hernie stellt einen Notfall dar und muss umgehend operiert werden.
Nichtoperative Behandlungsmethoden wie beispielsweise das Anlegen eines Stützkorsetts oder eines Bruchbandes besitzen keinen Nutzen, und können sogar weitere Schäden verursachen.

Welche Operationsverfahren wenden wir an?

Die Operation erfolgt üblicherweise in Vollnarkose. Die Operationstechniken sind denen bei Leistenbrüchen ähnlich, da zumeist die Leistenregion mitbehandelt wird. Zusätzlich muss aber die Bruchpforte neben der Oberschenkelvene wohl dosiert verschlossen werden.

Prinzipiell lassen sich zwei Operationstechniken unterscheiden:

Bruchverschluss durch direkte Naht

Bei kleinen Brüchen ist es häufig ausreichend, die Bruchlücke mit einem nicht auflösbaren Faden einzuengen. Hierbei muss aber beachtet werden, dass der Blutfluss in der Vene ungestört bleibt, da sonst die Gefahr einer Thrombose besteht. Normalerweise ist dieses Verfahren ausreichend.

Bruchverschluss mit zusätzlicher Einpflanzung eines Kunststoffnetzes

Liegt ein größerer Defekt vor, sollte die Bauchlücke in Einzelfällen zusätzlich mit einem Kunststoffnetz in Form eines Schirmchens versorgt werden, um das Risiko eines Rezidivs zu senken.

Welche Methode für Sie voraussichtlich in Frage kommt, werden wir im Rahmen einer individuellen Beratung ausführlich mit Ihnen besprechen, jedoch kann in der Regel erst während der eigentlichen Operation entschieden werden, welches OP-Verfahren in Ihrem Fall das Beste ist.

Kann es Komplikationen geben?

Auch bei der Operation des Schenkelbruches können sich unerwünschte Ereignisse einstellen. Schwere und lebensgefährliche Komplikationen sind dabei außerordentlich selten.
Neben den für alle Operationen möglichen allgemeinen Komplikationen wie Blutungen, Infektionen, Thrombosen und Emboliegefahr, sind bei allen genannten operativen Verfahren Schwellungen im OP-Bereich, bedingt durch Blutergüsse oder Gewebewasseransammlungen, relativ häufig. In aller Regel verschwinden diese Schwellungen in kurzer Zeit.
Auch leichte Schmerzen im OP-Gebiet, Nervenschmerzen (brennender Schmerz von der Wunde ausstrahlend bis an die Oberschenkelinnenseite) oder Gefühlstörungen werden beobachtet. Die Schmerzen lassen bald nach, die Gefühlsstörungen, die häufig nur einen kleinen Hautbereich betreffen, können jedoch länger anhalten oder auf Dauer bestehen bleiben.
Äußerst selten sind Verletzungen der großen Gefäße mit nachfolgender Blutung. Des Weiteren muss bei der Einengung der Bruchpforte beachtet werden, dass der Blutfluss in der Vene ungestört bleibt, da sonst die Gefahr einer Thrombose besteht.
Ein Wiederauftreten des Bruches an gleicher Stelle kann bei allen OP-Verfahren vorkommen, ist aber bei Verwendung von Kunststoffnetzen seltener.
Verhärtungen und Schrumpfungen im Bereich der eingesetzten Kunststoffnetze sind sehr selten, eine Allergie oder Abstoßung kommt praktisch nicht vor.

Wie geht es nach der Operation weiter?

Nach der Operation können Sie je nach Art des Betäubungsverfahrens gleich oder nach einer ausreichenden Ruhezeit aufstehen. Längere Liegezeiten sind unnötig und sollten auch wegen der Gefahr der Bildung einer Thrombose mit nachfolgender Embolie vermieden werden.

In den ersten Stunden nach der Operation sollten Sie keine Schmerzen haben, da wir auch bei Operationen in Vollnarkose routinemäßig eine örtliche Betäubung des OP-Gebietes vornehmen. Für später einsetzende lokale Schmerzen erhalten Sie von uns ein Rezept über ein leichtes Schmerzmittel.

Der erste Verbandswechsel erfolgt am zweiten Tag nach der Operation in unserer Praxis. Eine Entfernung der Hautfäden ist nicht notwendig, da selbstauflösendes Nahtmaterial verwendet wird.

Ab dem zweiten Tag nach der Operation können Sie duschen. Die Arbeitsunfähigkeit beträgt je nach beruflicher Belastung 10 -14 Tage. Leichte sportliche Aktivitäten wie Wandern, Walking, Radfahren oder Schwimmen sind in Abhängigkeit von Ihren Beschwerden nach einer Woche wieder möglich, allerdings sollte die Wundheilung abgewartet werden. Das Heben von schweren Gegenständen über zehn Kilogramm sollten Sie jedoch für etwa zwei Monate vermeiden.