Im Bereich von Operationsnarben kann es nach einiger Zeit zu Schwachstellen in der Bauchdecke kommen. Dabei bilden sich sogenannte Bruchlücken, durch die Darmschlingen hindurchtreten und die dann als Narbenbruch bezeichnet werden.
Alles auf einen Blick
Nach jeder zehnten Bauchoperation kommt es früher oder später zu einem Narbenbruch ("Hernie"), wobei jede zweite Narbenhernie innerhalb des ersten Jahres auftritt. Bei jährlich etwa 500.000 Bauchoperationen erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 50.000 Menschen an einem Narbenbruch. Narbenhernien treten an jedem Ort der Bauchwand offenbar unabhängig von der Schnittführung auf. Männer und Frauen sind in gleichem Maße betroffen.
Es handelt sich hier um Lücken in der Bauchwand, die im Bereich einer Operationsnarbe auftreten. Wenn die Muskeln der Bauchwand schwach werden, kann es bei erhöhtem Druck zu einem Auseinanderweichen des Narbengewebes einer älteren Narbe an der Bauchwand kommen. Hierbei können sich die Verdauungsorgane, Teile des so genannten großen Netzes (innere Bindegewebs-Fett-Schürze) und das Bauchfell durch diese Schwachstelle hindurchdrücken.
Ein Narbenbruch tritt an der Stelle einer vorhergehenden Operation im Bauchraum auf. Sie kann sowohl gleich nach dem Eingriff als auch mehrere Jahre später auftreten.
Die Entstehung eines Narbenbruches wird begünstigt durch:
- Bindegewebsschwäche
- Häufiges Husten bei chronischen oder akuten Lungenerkrankungen
- Postoperative Wundinfekte
- Übergewicht
- Bauchwassersucht, Nierenfunktionsstörungen
- Tumorleiden
- Zuckerkrankheit
- Alkohol- und Nikotinmissbrauch
Eine durch Pressen tastbar oder sichtbar werdende Vorwölbung im Bereich einer relativ frischen Operationsnarbe am Bauch ist das Hauptsymptom. Oftmals werden von den Patienten keine weiteren Beschwerden, insbesondere Schmerzen angegeben. Die Vorwölbung kann mit der Zeit größer werden und dann auch im Liegen und ohne Pressen sichtbar bleiben.
Werden Darmanteile in der Bruchlücke eingeklemmt, kann es zur Entwicklung eines lebensbedrohlichen Zustandes kommen. Dabei kommt es zu einer Minderdurchblutung des jeweils eingeklemmten Darmabschnittes und in Folge davon zu einem Absterben des eingeklemmten Bruchanteils. Das Ergebnis ist neben einem Darmverschluss und einer Darmlähmung eine häufig schwerwiegende und lebensbedrohliche Bauchfellentzündung. Symptome sind plötzlich auftretende kolikartige Bauchschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen. Die eingeklemmte Hernie stellt einen Notfall dar und muss umgehend operiert werden.
Jeder Narbenbruch sollte wegen der immer vorhandenen Gefahr der Einklemmung und Schädigung von Darmschlingen operativ beseitigt werden. Eine Spontanheilung ist wie bei allen anderen Bauchwandbrüchen nicht möglich.
Ein sorgfältig geplanter operativer Eingriff, welcher sich in den meisten Fällen ambulant durchführen lässt, ist die einzige Art, das Problem zu lösen.
Nichtoperative Behandlungsmethoden wie beispielsweise das Anlegen eines Stützkorsetts oder eines Bruchbandes besitzen keinen Nutzen und können sogar weitere Schäden verursachen.
Eine Korrektur des Narbenbruches wird üblicherweise unter Vollnarkose durchgeführt. Bei sehr großen Brüchen sollte eine stationäre Behandlung in Erwägung gezogen werden, da hier die postoperativen Beschwerden für den Patienten vermehrt sind.
Prinzipiell lassen sich zwei Operationstechniken unterscheiden:
Bruchverschluss durch direkte Naht:
Nur kleine Narbenhernien bis zu einem Bruchpfortendurchmesser von 2 cm bei Patienten ohne Risikofaktoren für einen Wiederholungsbruch ("Rezidiv") werden durch eine direkte Naht mit einem nicht auflösbaren Faden versorgt. Bei allen anderen Narbenbrüchen liegt das Risiko eines Rezidives bei bis zu 50 %, das heisst der einfache Nahtverschluss versagt bei nahezu jedem zweiten Patienten.Daher sollten alle größeren Hernien durch den unter Punkt b.) beschriebenen Eingriff versorgt werden.
Bruchverschluss mit zusätzlicher Einpflanzung eines Kunststoffnetzes:
Hierbei wird nach direkter Naht der Bruchlücke mit einem nicht auflösbaren Faden zusätzlich ein auf korrekte Größe zugeschnittenes Kunststoffnetz mit der obersten Muskelschicht vernäht. Im weiteren Verlauf bildet sich um die Maschen des Netzes straffes Narbengewebe, das zusammen mit dem Kunststoffnetz eine Unterstützung für das Bindegewebe bietet.
Welche Methode für Sie in Frage kommt, werden wir im Rahmen einer individuellen Beratung ausführlich mit Ihnen besprechen.
Auch bei der Operation des Narbenbruches können sich unerwünschte Ereignisse einstellen. Schwere und lebensgefährliche Komplikationen sind bei kleineren Hernien jedoch außerordentlich selten.
Neben den für alle Operationen möglichen allgemeinen Komplikationen wie Blutungen, Infektionen, Thrombosen und Emboliegefahr, sind bei allen genannten operativen Verfahren Schwellungen im OP-Bereich, bedingt durch Blutergüsse oder Gewebewasseransammlungen, relativ häufig. In aller Regel verschwinden diese Schwellungen nach kurzer Zeit.
Auch leichte Schmerzen im OP-Gebiet können vorkommen, lassen aber bald nach.
Ein Wiederauftreten des Bruches an gleicher Stelle kann bei allen OP-Verfahren vorkommen, ist aber bei Verwendung von Kunststoffnetzen seltener.
Verhärtungen und Schrumpfungen im Bereich der eingesetzten Kunststoffnetze sind sehr selten, eine Allergie oder Abstoßung kommt praktisch nicht vor.
Schwere Komplikationen, wie die Verletzung von Darm nach einer Narbenbruchoperation sind bei den von uns angewandten Operationsmethoden sehr unwahrscheinlich.
Nach der Operation können Sie nach einer ausreichenden Ruhezeit aufstehen. Längere Liegezeiten sind unnötig und sollten auch wegen der Gefahr der Bildung einer Thrombose mit nachfolgender Embolie vermieden werden.
In den ersten Stunden nach der Operation sollten Sie keine Schmerzen haben, da wir auch bei Operationen in Vollnarkose routinemäßig eine örtliche Betäubung des OP-Gebietes vornehmen. Für später einsetzende lokale Schmerzen erhalten Sie von uns ein Rezept über ein leichtes Schmerzmittel.
Der erste Verbandswechsel erfolgt am zweiten Tag nach der Operation in unserer Praxis. Eine Entfernung der Hautfäden ist nicht notwendig, da selbstauflösendes Nahtmaterial verwendet wird.
Ab dem zweiten Tag nach der Operation können Sie duschen.
Die Arbeitsunfähigkeit beträgt je nach beruflicher Belastung 2 - 3 Wochen. Leichte sportliche Aktivitäten wie Wandern, Walking, Radfahren oder Schwimmen sind in Abhängigkeit von Ihren Beschwerden nach einer Woche wieder möglich, allerdings sollte die Wundheilung abgewartet werden. Um einen erneuten Bruch zu vermeiden, sollten Sie für einige Wochen weder schwere Gegenstände heben noch sich allzu häufig bücken.