Die ganze Geschichte der Chirurgie des Leistenbruches ist von Bestrebungen geprägt, eine Operationsmethode zu entwickeln, bei der das Risiko eines Wiederauftretens des Bruches (so genanntes “Rezidiv“) völlig ausgeschaltet wird. Eine solche Operation gibt es bislang nicht ! Es gibt aber eine Reihe von Operationsmethoden, die heute standardmäßig angewandt werden.
In Abhängigkeit von Ihren individuellen Anforderungen, wie Alter, Beruf, allgemeiner Gesundheitszustand, körperlicher Belastung sowie Größe und Schwere des Befundes, wird die Operationstechnik für Sie sorgfältig ausgewählt.
Prinzipiell lassen sich zwei Operationstechniken unterscheiden: Die herkömmlichen “offenen“ sowie die “minimal invasiven“ (über eine Bauchspiegelung durchgeführten) Operationsverfahren. Diese beiden Verfahren sind hinsichtlich ihrer Rezidivrate gleichwertig. Jedoch aufgrund der möglichen schwerwiegenderen Komplikationen (Blutungen im Bauchraum, Verletzung von Darm oder Blase) beim minimal-invasiven Verfahren, ist dieses nur mit einem Krankenhausaufenthalt durchführbar.
Daher bieten wir in unserer Praxis nur die offene Technik in folgenden Methoden an:
a.) Operation nach Shouldice (Muskelnahttechnik)
Die Operation wird als Standard-Verfahren in der Leistenbruchchirurgie betrachtet. Hier wird das Prinzip des Bruchlückenverschlusses mit körpereigenem Gewebe verfolgt. Dies ist Jahrzehnten die häufigste Operationsvariante überhaupt, ausgehend von der so genannten Shouldice-Klinik in Kanada. Hier wird eine elastische Doppelung der einzelnen Bauchdeckenschichten schichtweise mit einem nicht auflösenden Faden durchgeführt, wobei die Verschieblichkeit der Bauchdeckenschichten erhalten bleibt.
Dieses Verfahren wird gerne bei jungen schlanken Patienten angewendet, bei denen die Bauchdecke bis auf den Bruch insgesamt stabil ist. Die Ergebnisse sind mit dem Wiederauftreten eines Bruches (sog. “Rezidiv“) unter 2 % bei Bruchlücken unter 3 cm Durchmesser hervorragend, bei größeren Brüchen treten Rezidivraten von bis zu 5 % auf.
b.) Operation nach Lichtenstein (offene Netzeinpflanzung)
Beim Lichtenstein Verfahren wird der Defekt in der Leistenregion mit einer einzelnen Nahttechnik in Verbindung mit der Implantation eines Kunststoffnetzes behoben. Hierbei wird ein quadratisches Netz mit der obersten Muskelschicht vernäht. Im Verlauf bildet sich um die Maschen des Netzes straffes Narbengewebe, das zusammen mit dem Kunststoffnetz eine Unterstützung für das Bindegewebe bietet. Die mittlerweile langjährige Erfahrung mit Kunststoffnetzen zeigt, dass sich die anfängliche Befürchtung von Abstoßungsreaktionen nicht bestätigen ließ.
Dieser Bruchlückenverschluss wird bei älteren Patienten, bei denen die Bauchdecke keine ausreichende Stabilität für eine primäre chirurgische Naht aufweist, bei größeren Bruchlücken, sowie bei Rezidiv-Eingriffen (Wiederauftreten eines bereits behandelten Leistenbruches) empfohlen. Die Ergebnisse sind hierbei mit Rezidivraten unter 5 % gut.
c.) Operation nach Rutkow (offene Netzeinpflanzung)
Die offene Hernienoperation mit dem Perfix Plug wurde Anfang der achtziger Jahre durch I. Rutkow aus New Jersey eingeführt und ist inzwischen zur häufigsten Operation in den USA geworden. Hier wird in sublay-Technik (unter das Gewebe) eine Plombe (“Plug“) in Form eines Schirmchens in die eigentliche Bruchlücke eingenäht und anschließend in onlay-Technik (auf das Gewebe) ein weiteres flaches Netz in den Leistenkanal eingelegt.
Die Ergebnisse sind auch hierbei mit Rezidivraten unter 5 % gut.
Welche Methode für Sie in Frage kommt, werden wir im Rahmen einer individuellen Beratung ausführlich mit Ihnen besprechen. Im Rahmen der offenen Leistenbruchoperationsverfahren sind sowohl die Muskelnahttechnik (Operation nach Shouldice) als auch die offene Netzeinpflanzung (Operation nach Lichtenstein oder Operation nach Rutkow) in Vollnarkose oder Lokalanästhesie möglich.